Rut-Bahlsen-Haus
Der Wettbewerb für das Rut-Bahlsen-Zentrum konnte im Sommer 2009 gewonnen werden.
Zu dieser Zeit handelte es sich um eine bundesweit einmalige Einrichtung, in der Kinder altersübergreifend (vom Krabbler bis zum Hortkind) durchgängig integrativ betreut werden. Eine Beratungsstelle wird ebenfalls errichtet. Die Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung finanziert dieses Modellvorhaben zu 80 %.
Die sich gleich dem Wettbewerb anschließende umfangreiche Überarbeitungsphase stellte viele Facetten dieses ungewöhnlichen Konzeptes auf den Prüfstand (Passivhausstandard, Waschraumkonzept, technische Ausstattung, Zertifizierung, leichte höhenmäßige Differenzierung der Ebenen, kleine „Verabschiedungsgalerien“ etc.). Obwohl am Schluss doch fast alles aus dem Wettbewerbsentwurf erhalten werden konnte, ist aus unserer Sicht leider zu beklagen, dass die kleinen höhenmäßigen Differenzierungen in Fußböden, die auch als aktive Übungsangebote für körperbehinderte Kinder gedacht waren, dem Integrationsgedanken „geopfert“ wurden. Auch die kleinen Verabschiedungsgalerien (siehe Doku Wettbewerb) wurden deshalb verworfen
Zur Entwurfsidee:
Die sonst in Kindertagesstätten gern herausgearbeitete Dreidimensionalität auf der Basis von Zweigeschossigkeit ist unter Integrationsgesichtspunkten fragwürdig. Ein unter diesem Aspekt entwickeltes „Vorzeigeprojekt“ führt dann logisch zu einem horizontal gedachten Konzept, bei dem die ganz große dreidimensionale Kraft und Symbolik zurücktritt.
An dieser Stelle soll eine andere – im Innern erkennbare – Qualität treten. Die gleichwohl milieustiftend, die Integration fördernd und die Identifikation mitbegründend wirksam sein soll.
Es ist der innigste Innen-Außen-Bezug, die Verzahnung von Garten und Haus. So entstehen behütete bergende Außenräume, die wie Innenräume sind … „umlebtes Grün“ … dadurch nimmt man sich gruppenübergreifend wahr … der überholte Begriff Kindergarten bekommt so neue Aktualität.
Neben diesem innigsten Gartenbezug in fast jedem Raum des Hauses gewährleistet die kammartige Baustruktur ein sehr einfaches, verständliches Ordnungsprinzip:
– alle gemeinschaftlichen Flächen im „Kammrücken“,
– individuelle altersbezogene Gruppenbildungen in den „Kammzinken“ (Krabbler, Kindergartenkinder, Hortkinder)
Dies führt einerseits zur gewünschten altersgerechten Separierung, schafft so auch die gewünschte Hierarchisierung und ermöglicht doch über die vorhandene Transparenz in die Atrien ein Höchstmaß an gegenseitiger Wahrnehmung. So im Eingangs- und Wartebereich zum ersten Atrium, im Essbereich zum zweiten Atrium und in den Fluren und Garderoben der Gruppen, zu den Atrien der jeweils jüngeren Gruppen sozusagen „zurückschauend“.
Diese kammartige Baustruktur verzahnt sich logisch mit einem ebenfalls kammartigen Außenraum, der funktional in gleicher Weise gegliedert ist.
Autor: Ulrich Zech
Info | Neubau |
Aus Wettbewerb 1.Platz (2009) | |
Ort | Hannover |
Fotografien | Frank Aussieker |
Verwirklicht von Architekten Venneberg, Zech & Partner mbB